Apokalyptisches Inferno: Die letzten Stunden von Pompeji

Apokalyptisches Inferno: Die letzten Stunden von Pompeji

Pompeji: Die Ruinen der Stadt gehören seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der 24. August 79 n. Chr., ein schöner, sonniger Sommertag:

Die Straßen von Pompeji, der geschäftigen Stadt im Golf von Neapel in Kampanien, sind erfüllt von dem Stimmengewirr der Händler und den Rufen spielender Kinder. Aber kurz nach der Mittagsstunde kommt ein anderes Geräusch hinzu – die Erde beginnt zu grollen. Man kennt das hier, das letzte schwere Erdbeben liegt gerade einmal 17 Jahre zurück. Und so gehen die Bewohner weiter ihren Geschäften nach und kümmern sich kaum um die Rauchwolke, die aus dem Vulkan Vesuv nahe Pompeji aufsteigt. Aber dieses Mal sollte alles anders kommen.

Als der Tag zur Nacht wurde

Mit einem riesigen Knall explodiert plötzlich der Gipfel des Vesuvs, eine mehr als 30 Meter hohe Fontäne aus Lava steht über dem Vulkan. Brocken von Bimsstein und Asche fliegen teilweise bis zu 70 Kilometer weit durch die Luft. Der Tag wird zur Nacht, so undurchdringlich ist die aus dem Vulkan geschleuderte Masse. Der Gesteinsregen bringt Dächer zum Einsturz und blockiert die Türen der Häuser. Viele Bewohner von Pompeji sind eingeschlossen.

Bis zum Nachmittag ist die Stadt bedeckt von einer rund zweieinhalb Meter dicken Schicht aus Bimsstein und Asche. Wer jetzt aus der Stadt fliehen will, läuft Gefahr, von den fliegenden Gesteinsbrocken erschlagen zu werden – die glühend heißen Geschosse regnen mit 200 Stundenkilometern auf die Erde hinab.

Und das Inferno ist noch lange nicht vorbei. Nach einer kurzen Ruhephase folgen weitere Eruptionen, wieder fliegen Unmengen von Asche und Lava in die Atmosphäre, Gase steigen auf. Viele Einwohner Pompejis, die nicht durch den Asche- und Gesteinsregen umkommen, ersticken durch die giftigen Gase. In den frühen Morgenstunden des 25. August schließlich werden auch diejenigen, die bisher überlebt haben, mit ihrem Ende konfrontiert. Die Eruptionssäule über Pompejis Vulkan bricht in sich zusammen, das Magma erreicht die Oberfläche und ein bis zu 800 Grad heißer Strom aus geschmolzenem Gestein und Gasen schießt ins Tal. Selbst eine Flucht übers Meer bietet keinen Ausweg – eine Flutwelle wirft die Schiffe wieder ans todbringende Ufer zurück. Drei Tage dauert es, bis sich die Sonne wieder durch die Asche- und Staubwolken bahnt, bis dahin ist Pompeji begraben unter einer bis zu 25 Meter dicken Schicht aus Geröll und Asche.

Pompeji: Der Vulkan konservierte die Ruine

Pompeji gab es nicht mehr. 10.000 Einwohner hatte die Stadt zu ihrer Blütezeit. Über 2.000 Leichen sind bis dato gefunden worden, Wissenschaftler gehen aber von einer deutlich höheren Opferzahl aus. Die Stadt war lange aus dem Gedächtnis der Menschen verschwunden. Bis vor rund 250 Jahren bei Ausgrabungen ein Schild mit der Inschrift „respublica Pompeianorum“ entdeckt und die Ruinen als Pompeji identifiziert werden konnten. Pompeji ist heute die größte zusammenhängende Stadtruine der Antike – und die am besten erhaltene. Das Glück der Archäologen: Die vulkanische Konservierung sorgte dafür, dass viele Häuser mitsamt Gegenständen und Wandgemälden die Jahrtausende gut überstanden.

Das Gleiche gilt für die Körper vieler Opfer: Sie wurden im Augenblick ihres Todes regelrecht eingebacken. Nachdem die Asche erkaltet und die Leichen verwest waren, blieben Hohlräume zurück, die sich mit Gips ausgießen ließen. Die so geschaffenen Skulpturen sind erschütternde Dokumente des Todeskampfes, die den Besuchern des Areals heute noch Schauer über den Rücken laufen lassen: Familien, die sich in Todesangst umklammern. Ein Liebespaar, das in inniger Umarmung auf den Tod wartet. Ein Mann, der schutzsuchend an einer Mauer kauert. Sogar ein Hund ist hier in seinen letzten Momenten verewigt.

Bis zu fünf Millionen Touristen besuchen jährlich die Ruinen der Stadt, die 1997 als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO aufgenommen wurde. Zusammen mit der nahegelegenen Stadt Herculaneum, die ebenfalls bei dem Vulkanausbruch zerstört wurde, ist Pompeji ein beeindruckendes Zeugnis antiken Lebens – und Sterbens.

Bild: © Fotolia, 90488281, Sergii Figurnyi

Vom 17.05.2017  |  Kategorie: