Kalabrien: Verkannter Wein der Spitzenklasse

Weinanbau in Kalabrien

San Nicola Arcella in der Provinz Cosenza in Kalabrien

Ganz im Süden des Landes, an der Spitze des Stiefels, liegt Kalabrien. Hier befindet sich eines der ältesten Weinanbaugebiete Italiens.

Auch wenn nur ein kleiner Teil des exportierten italienischen Weins aus Kalabrien stammt, bringt diese Region edle Tropfen hervor. Neben den stark alkoholhaltigen Rotweinen, die neun von zehn Flaschen aus Calabria füllen, schätzen Weinkenner die Weiß- und Roséweine aus der Region rund um die Stadt Cirò.

Mediterranes Klima sorgt für hervorragende Weine

Die Region zwischen Tyrrhenischem und Ionischem Meer bietet nicht nur perfekte Bedingungen für Oliven, Zitrusfrüchte und Gemüse. In der lockeren, nährstoffreichen Erde des durch Hügel und Gebirgsmassive geprägten Landesteils gedeihen auch Weinstöcke hervorragend. Noch vor den Römern bauten die Griechen in Kalabrien Wein an. Von ihnen stammen vermutlich die Rebsorten Gaglioppo, Greco Bianco und Trebbiano, die noch heute die Weine aus Kalabrien prägen. Wein aus Kalabrien ist in der Regel Rotwein: Auf den rund 24.000 Hektar Anbaufläche wachsen zu 90 Prozent rote Rebsorten. Sie vertragen das heiße, mediterrane Klima mit den rauen, kalten Wintern besonders gut.

Cirò – der bekannteste DOC-Wein aus Kalabrien

Obwohl es in Kalabrien insgesamt zwölf DOC-Zonen gibt, in denen erstklassiger Wein angebaut wird, kennt man vor allem den roten Cirò. Der Rotwein stammt aus den Weingütern rund um den gleichnamigen Ort in der Provinz Crotone im Nordosten Kalabriens.

Cirò Rosso besteht zu mindestens 80 Prozent aus den roten Gaglioppo-Trauben, die auf einem Viertel des gesamten Anbaugebiets für Wein in Kalabrien wachsen. Bei einigen Weinen kommen 20 Prozent Cabernet-Trauben hinzu. Weinliebhaber schätzen den rubinroten Cirò Rosso wegen seiner kräftigen Aromen: Die fruchtigen Noten harmonieren perfekt mit den trockenen, warmen Nuancen. Idealerweise reift der Wein drei bis vier Jahre, um ihm mehr Tiefe zu verleihen und den Tannin-Gehalt zu reduzieren.

Der weiße Ciró Bianco, der zu mindestens 90 Prozent aus Greco Bianco gekeltert wird, zeichnet sich durch seine strohgelbe Farbe und seinen aromatischen Geruch aus. Kalabrien bringt zudem einige Roséweine hervor: Der Cirò Rosato beispielsweise besteht aus Gaglioppo, Greco Bianco und Trebbiano. Wein aus Kalabrien enthält vergleichsweise viel Alkohol. Er wird deshalb auch zum Verschnitt mit schwächeren Weinen aus dem Norden Italiens genutzt.

Kalabrien: Traditionsreicher Wein wieder im Aufschwung

Im Ranking der italienischen Weinanbaugebiete bildet Kalabrien heute eher ein Schlusslicht. Das hat jedoch weniger mit der Qualität als vielmehr mit der Quantität zu tun: Nur etwa drei Prozent der italienischen Weinproduktion kommen aus Calabria. Vor gut 100 Jahren sah das anders aus: Weine aus Kalabrien galten Ende des 19. Jahrhunderts als Spitzenklasse und wurde in ganz Italien stark nachgefragt. Das führte zu einer Misswirtschaft, in der es nur noch um Masse statt um Klasse ging. Schließlich zwangen Armut und Korruption Ende des Zweiten Weltkriegs viele kalabrische Winzer zur Auswanderung. Seit rund 30 Jahren sind Kalabrien und sein Wein allerdings wieder im Aufschwung: Winzer kehren in die traditionsreiche Weinregion zurück und verhelfen den Rebsorten wieder zu alter Blüte – mit Fokus auf Qualität.

Die Geschichte der Weine aus Kalabrien reicht weit zurück: Der Legende nach sollen in der Antike die Olympioniken aus Magna Graecia (Großgriechenland) nach ihrer Rückkehr mit Krimisa angestoßen haben – einem Wein aus dem heutigen Gebiet um Cirò. Und der Naturforscher Andrea Bacci, der im 16. Jahrhundert lebte, lobt in einem seiner Werke überschwänglich den Wein aus Cirella in Kalabrien.

 

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Vom 20.09.2016  |  Kategorie: