Ti amo, Amaro! Die leckeren Kräuterliköre Italiens

Aus Artischocken gewonnen: Der Amaro Cynar

Der Amaro Cynar wird aus Artischocken gemacht

Eine der besten Pizzen Apuliens bekommt man im „La Piazzetta“ in Brindisi, von den Einheimischen nur „Gina’s“ genannt. Wegen ihrer Besitzerin, der herzlichen, aber resoluten Gina.

Wenn man Glück hat, stellt sie Stammgästen nach dem Essen nicht nur einen Absacker auf den Tisch, sondern gleich die ganze Flasche. Ob Limoncello oder Amaro, ob in Brindisi oder Berlin – nichts ist schöner, als bei seinem Lieblingsitaliener zu versacken und ein Hohelied auf Italiens cucina zu singen.

Mit dem eher süßlichem Limoncello, der durchaus seine Qualitäten hat, beschäftigen wir uns an anderer Stelle, hier soll es um die eher bittere Variante des digestivo gehen: den Amaro, die italienische Version des Kräuterlikörs. Der Amaro oder Halbbitter ist ein herbes Getränk, auch wenn er deutlich weniger bitter ist als bekannte osteuropäische Kräuterschnäpse wie Unicum aus Ungarn oder Becherovka aus Tschechien. Die Amari unterscheiden sich untereinander in Geschmack und Alkoholgrad und werden auch als Grundlage einiger Cocktails benutzt. Zum Beispiel dem Mojito Siciliano, einer Variante, bei der statt karibischen Rums ein italienischer Halbbitter zum Einsatz kommt. Als Digestif wird ein Amaro am besten pur getrunken, doch auch auf Eis und/oder mit Zitrone behält er seinen unverwechselbaren Geschmack.

Die Platzhirsche: Ramazzotti vs Averna

Die beiden in Deutschland bekanntesten Amari sind Ramazzotti und Averna. Für die Herstellung des Ramazzotti, den der Apotheker Ausano Ramazzotti bereits 1815 erfand, werden mehr als 30 Pflanzen und Kräuter verwendet. Natürlich wird das Geheimnis der Rezeptur streng gehütet, die aber verbürgt unter anderem Orangenschale, Vanille, Rosenblüten und nicht wenig Zucker beinhaltet. 30 Prozent beträgt der Alkoholanteil im Ramazzotti, damit liegt der Mailänder Halbbitter ein Prozent über seinem sizilianischen Konkurrenten, dem Averna. Dieser Amaro verdankt seine Existenz einem Kapuzinermönch, der sein geheimes Rezept erst kurz vor seinem Tod an einen Freund weitergab: Salvatore Averna, der Namensgeber des Getränks.

Cynar: Ein Amaro auf Artischocken-Basis

Wer seinen Amaro mit etwas weniger Alkohol mag, bevorzugt den Cynar, der nur 16,5 Prozent Alkohol aufweist und auf Artischocken-Basis hergestellt wird. Er ist bitterer als Ramazzotti und Averna und wird seit 1952 hergestellt. Lecker ist der Cynar auch als Basis für Longdrinks mit Cola, Bitter Lemon oder Tonic Water.

Weniger bekannt, aber ebenfalls köstlich ist der Vecchio Amaro del Capo, der gern eisgekühlt getrunken wird oder als „Schuss“ den Kaffee veredelt. Der Alkoholgehalt des Geheimtipps aus Kalabrien beträgt stolze 35 Prozent, zu den Zutaten gehören unter anderem Kamille, Wachholder und Mandarinen.

 

Bild: © Fotolia, 81307141, Antonio Gravante

Vom 03.06.2015  |  Kategorie: